design: Ines Ulbrich, Harald Gratz, Axel Bauer| foto und film | Axel Bauer
Fatale Lust ist eine aussergewöhnliche aber auch amüsante Sonderausstellung über die Besonderheiten eines Landgrafen aus der Zeit der Reformation. Hat Philipp von Hessen durch seinen Drang zum weiblichen Geschlechtes die Geschichtsschreibung zu dieser Zeit verändert? Der Blick in die Geschichte ähnelt dem Blick in ein Kaleidoskop. Alles dreht sich und ist in Bewegung, wenn man fragt: Was wäre gewesen, wenn ...?. Formal wurde dieser Gedanke (Was wäre gewesen, wenn...?) in allen Bereichen konsequent nach dem "Kaleidoskopprinzip" umgesetzt. Die gewohnte Präsentation eines Geschichtsthemas wurde wohltuend verlassen und zeitgenössisch und konseptionell umgesetzt.
Die Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen ist ein wenig bekanntes Kapitel der Reformationsgeschichte. Es ist aber zugleich ein Baustein, der den weiteren Verlauf der Reformationsgeschichte ganz entscheiden prägen sollte. Der hessische Landgraf Philipp der Großmütige gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten des Reformationszeitalters. Er war einer der politischen Führer der Reformation, Mitbegründer und Hauptmann des Schmalkaldischen Bundes. Er war Marburger Universitätsgründer und Vorreiter des Konfirmandenunterrichts. Er war Militärführer und Diplomat. Und er war zweimal verheiratet; aber zeitgleich. Landgraf Philipp von Hessen heiratete 1523 standesgemäß Christine, Tochter des Herzogs von Sachsen. 1539 lernte er das adelige Hoffräulein Margarethe von der Saale kennen und lieben. Anders als seine Standesgenossen machte sie Philipp aber nicht zu seiner Mätresse, sondern er suchte nach Wegen diese Beziehung zu legitimieren. Wie diese aussahen und welche gravierenden Folgen für die reformatorische Sache daraus resultierten, zeigt ab 13. Dezember 2015 die neue große Sonderausstellung auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden.